Sprechende Bilder

Die Faustregel, wonach bei rechtshändigen Personen die Sprache von der linken Gehirnhälfte gesteuert wird, gilt nicht so uneingeschränkt, wie man bisher angenommen hat. Das untermauern Experimente in der Radiologischen Universitätsklinik, bei denen die Aktivität der beteiligten Hirnregionen mit Hilfe der funktionellen Kernspintomographie sichtbar gemacht werden konnte. Geleitet wurden sie von dem Tübinger Neuroradiologen Prof. Dr. Wolfgang Grodd und dem Neurologen Prof. Dr. Hermann Ackermann, der Leiter der Bad Uracher ReHa-Klinik ist.

Bereits seit mehreren Jahren ist von Patienten mit Schädigung der rechten Gehirnhälfte bekannt, da▀ diese - im Gegensatz zu Patienten mit lädierter linker Hemisphäre - zwar weiter sprechen können, da▀ jedoch sowohl die Sprachmelodie als auch das Interpretieren von Gsprochenem bei Ihnen stark gestört sein kann. Oft sind die Störungen so ausgeprägt, da▀ eine Wiedereingliederung in die häusliche Umgebung scheitert. Um die Bedeutung der rechten Hemisphäre für die Sprache weiter zu entschlüsseln, werden in Tübingen die Aktivierungen des Gehirns bei verschiedenen Sprachaufgaben mittels funktioneller Kernspintomographie untersucht.

Kernspintomographische Untersuchungen bestätigen die Beobachtungen, die an den Patienten mit einer rechtshemispärischen Schädigung gemacht wurden: Wenn Probanden ton- und emotionslos die zwölf Monatsnamen herunterleiern, können Aktvierungen im Sprachareal der linken Hemisphäre nachgewiesen werden. Wenn sie dagegen ohne Text ein Lied wie "O Tannenbaum" singen, sind hauptsächlich rechtshemisphärische Strukturen aktiv. Diese Hemisphärenspezialisierung scheint jedoch auf die Sprachproduktion bescrhänkt zu sein, denn bei Bewegen der Zungen ohne sprachliche Äu▀erungen werden sowohl die links- als auch die rechtshemisphärischen motorischen Zentren aktiviert.

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